Entdeckungen in den Straßen Löbtaus
Autorin: Marlis Goethe
Wir beginnen unseren Rundgang in Altlöbtau, dem ehemaligen Dorfplatz. Hier finden wir historische, zerfallene, gut rekonstruierte, unpassende Bebauung sowie eine moderne Wohnanlage nebeneinander. Dieser Platz ist eine grüne Insel mit Bänken und zwei Spielbereichen. Auf der nördlichen Seite sind teils noch die typischen Giebelhäuser der ehemaligen Bauernhöfe zu erkennen. Die Hausnummern 4 und 18 sind wegen der großen Tore besonders bemerkenswert.
Unser Weg führt die Lübecker Straße hinauf zum Lerchenberg auf 132 m über dem Meeresspiegel. Dort angekommen, haben wir einen sehr schönen Blick in Richtung Friedrichstadt und Stadtzentrum. Diesen strategischen Punkt kannten 1759 bis 1763 und 1809 schon die Österreicher und später auch Napoleon. Das Ostra-Vorwerk, die Elbe und das Weißeritzufer mit der damaligen wichtigen Steinbrücke hatte man so strategisch gut unter Kontrolle.
Die hier um 1900 entstandenen Häuser verraten jede Menge Kreativität. So gibt es z.B. am Lerchenberg 22 in jeder Etage verschiedene Fensterformen. Die Nr. 25 war das ehemalige Restaurant „Am Lerchenberg“, gleich am Eckeingang ist das Angebot noch heute recht gut lesbar. Es lohnt sich, genauer Details zu betrachten.
Am Anfang der Braunsdorfer Straße erzählen Fresken an zwei moderneren Mehrfamilienhäusern von Fürsorge, Hilfsbereitschaft sowie Fleiß, Ordnung und Arbeitseifer. An der nächsten Straßenkreuzung sowie auch an anderen Stellen in Löbtau lässt sich erkennen, dass die ehemals typische Eckbebauung mit kleinen Ladengeschäften und Kneipen mit ehemals vorhandenen „Dachkronen“ inzwischen verändert wurde.
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Wenn wir jetzt die Burgkstraße abwärts nach Altlöbtau und danach wieder auf der anderen Seite zurücklaufen, sehen wir, dass keine der Haustüren der anderen gleicht. Größe, Schmuck in Holz und Stein, Farbe – jede ist anders.
In der Braunsdorfer Straße ist die Hausnummer 13 bemerkenswert. Es handelt sich dabei um das Luisenhaus. Ein sehr repräsentativer Bau von 1898. Damals Krankenhaus und Damenstift, nach 1945 Verwaltungsgebäude, dann lange Zeit Poliklinik, ab den 1990iger Jahren Ärztehaus und Rettungswache und schließlich Gesundheitsamt. Über dem Eingangsbereich ist übrigens das Löbtauer Gemeindesiegel – Herz mit drei Blumen – erkennbar.
Wir queren nun die Rudolf-Renner-Straße und sehen sehr beindruckende große und mit viel Dekor gestaltete Häuser der damaligen Friedrich-August-Straße, später Kronprinzenstraße. Das Eckgebäude mit der Hausmummer 34 fällt dabei mit großem Blumendekor, Balkonen und einem Monogramm auf.
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Rund um den heutigen Conertplatz gibt es sehr schöne, wieder sehr verschieden gestaltete eintürige Hauseingänge. In den 1980iger Jahren wurde die Bebauung durch DDR-Anbauten und 2009 auf dem ehemaligen Tennisplatz mit dem als „Court Conert“ bezeichneten Gebäudekomplex ergänzt – bestehend aus mehreren Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie einem Generationenwohnhaus. Der Conertplatz selbst wurde 1993 nach historischem Vorbild teils rekonstruiert. Der Ort der ehemaligen Brunnenanlage wird heute durch Bepflanzung in Form eines stilisierten Blattes dargestellt.
Im weiteren Gebiet Löbtaus fällt die Farbigkeit der Häuser auf. Das grüne Eckhaus in der Malterstraße 22 zeigt einen versteckten, interessanten Eingangsbereich, grüne Holzbalkone, und besondere Dekore an der Hauswand und der Gestaltung des Dachsimses.
In der Stollestraße, schräg gegenüber, sehen wir einen auffallend großen Schulbau. Er wurde bereits 1902 von der Gemeinde Löbtau gebaut. Deshalb ziert auch hier das damalige Gemeindesiegel noch heute den oberen Teil der schweren Holztür mit dem ehemaligen Jungen-Eingang in der Stollestraße und dem Mädchen-Eingang in der Emil-Ueberall-Straße.
In der nächsten Querstraße, der Emil-Ueberall-Straße, gibt es sehr schöne Beispiele für die Löbtau prägenden alten und auch neueren „Kaffeemühlen”-Häuser. Im Volksmund das „Isis-Haus“ oder „Brunnenhaus“ hat auch tatsächlich zwei Brunnen. Auch die Gestaltung der Häuser an der Kreuzung Malterstraße mit „Läden“ und Dach-Ecktürmen sind wieder typisch.
Schließlich müssen wir bei unserem Rundgang die Kesselsdorfer Straße überqueren. Im Bereich der Gohliser Straße und Wernerstraße verrät die noch historische Häuserzeile mit der in diesem Jahr seit 110 Jahre bestehenden „Konditorei Müller“ etwas von der ehemaligen Pracht-und Einkaufsstraße.
In Löbtau-Süd sind besonders der Schillingplatz und Bonhoefferplatz bezüglich ihrer Gestaltung und der sehr geschlossenen Bebauung mit viergeschossigen Wohn-und Geschäftshäusern beeindruckend. Auffallend ist das Wechselspiel von meist rotem Klinker mit Sandstein, Dekor an Wänden und Dach, sowie der Fenstereinfassung. Die Häuser sind so sehr prächtig und die Türen erscheinen größer.
Sehr beliebt ist der 1994 neugestaltete etwa zweieinhalb Hektar große Bonhoeffer-Platz. Eine wirklich schöne grüne Insel, obwohl sie von der verkehrsreichen Reisewitzer Straße zerschnitten wird.
städtebauliches Sanierungsprogramm
Wir biegen in die Leumerstraße ab und gelangen so zum Badweg und damit zum ehemaligen Volksksbad. 1902 als Wannen- und Brausebad zur Körpererziehung und als Reinigungsbad errichtet, wurde es sogar bis Mitte der 90iger Jahre genutzt. Danach ist es immer mehr verfallen, genauso wie nebenan auch die ehemalige Maschinenfabrik Simon. Diese unansehnliche Brache wurde nun im Rahmen des städtebaulichen Sanierungsprogramms neugestaltet und 2015 der Bevölkerung als „Bewegungspark Volksbadgarten“ übergeben. Das Badehaus bekam einen modernen Ergänzungsbau und ist heute eine Kindertageseinrichtung. Im Parkgelände erzählen alte Maschinen und in antiken Fenstern und Türen versteckte Fotos Industriegschichte. Viel Grün, Wasserspiele und Fitnessgeräte bieten heute Gelegenheit, sich hier zu erholen.
Der enorme Anstieg der Bevölkerungszahl zu Beginn des 20. Jahrhunderts veranlasste damals die Stadtgemeinde, aus Mitteln Dr.-Krenkel- und Johann-Meyer-Stiftung an der Klinge- und der Dölzschener Straße sehr interessante Wohnanlagen für besonders arme und kinderreiche Familien bauen zu lassen und günstig zu vermieten. Die Häuser sind dreigeschossig angelegt, die Wohnungen unterschiedlich groß. Sie bestehen aus Stube, ein bis zwei Kammern, Wohnküche und Toilette. Teilweise verfügen sie auch über einen Balkon. In den Wohnanlagen gibt es vier gemeinschaftliche Waschküchen, einen Mangelraum zum Glätten gewaschener Wäsche, fünf Baderäume und einen Gartenbereich. Die Entwürfe stammten von Hans Erlwein. Auch die kleine Wohnanlage für Beamte der Städtischen Straßenbahn (Bünaustraße Nr. 4b-8b ) wurde 1912 nach dessen Plänen errichtet. 1999 erfolgte eine denkmalgerechte Sanierung der Anlagen. Eine später im Eingangsbereich aufgestellte Stele trägt folgende Inschrift:
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„Ehre das überlieferte Alte und schaffe Neues aus Ihm.”
Hans Jakob Erlwein, Stadtbaurat in Dresden 1905–1914
Für den Text wurden teilweise Angaben aus folgender Quelle genutzt:
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Löbtau – Denkmalschutzgebiete im Portrait
herausgegeben von der Landeshauptstadt Dresden, Amt für Kultur und Denkmalschutz, 2020
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