Kunst aus Tansanisa / Ostafrika
ab 14. Mai 2024
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die Darstellungen zeigen nur Ausschnitte der Arbeiten
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Als 1932 Edward Saidi Tingatinga das Licht der Welt erblickte, wagte damals wohl niemand zu hoffen, dass dieser Junge später mit seiner Malerei in die Kunstgeschichte Tansanias eingehen würde. Edward Saidi wuchs in bäuerlichen Verhältnissen im Süden von Tanganjika auf. Seine Mutter gehörte zum Stamm der Makonde, sein Vater entstammte dem benachbarten Stamm der Makua. Die Makonde galten weit und breit als geschickte Schnitzer mit unverwechselbarem Stil. Kunst scheint deshalb schon damals für Edward Saidi prägend gewesen zu sein. Bereits mit zwölf Jahren soll er, so wird erzählt, in der Nachbarschaft Häuser mit Bemalungen verziert haben. Glaubhaft ist das, erwiesen allerdings nicht. Vieles wird über den jungen Edward Saidi Tingatinga berichtet – Dinge, die sich durchaus widersprechen, manches scheint auch frei erfunden. Fest steht jedenfalls, dass er in seiner Heimat als Viehhüter und Sisal-Plantagenarbeiter arbeitete, bevor er in der Hauptstadt Daressalam als “Houseboy” versuchte, seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
In Hoffnung auf einen kleinen Nebenerwerb begann er, erste Bilder auf Hartfaserplatten zu malen. Um möglichst sparsam mit dem Material umzugehen, zerschnitt er die Platten in quadratische Formate. Als Farbe verwendete er einfachen Fahrradlack, der damals überall erhältlich war. Anfang der siebziger Jahre wurden skandinavische Entwicklungshelfer auf seine Werke aufmerksam. Von da an wurden die Bilder nicht nur ein begehrtes Mitbringsel aus Afrika. Nichtregierungsorganisationen sorgten für den „Durchbruch“ seiner Arbeiten.
Vom Erfolg beflügelt, begann Edward Saidi mit dem Aufbau der ersten kleinen „Malerei-Manufaktur“. Fortan halfen ihm meist Familienmitglieder und arbeiteten sich in seinen ihm eigenen Stil ein, um die notwendige Absatzmenge an „Tingatinga-Art“ zu erhöhen.
Gerade erst 40 Jahre alt, wurde Edward Saidi im Jahr 1972 von einer Polizeistreife, die ihn für einen Dieb gehalten hatte, erschossen. Eine schicksalhafte Verwechslung, die einen schweren Verlust für die Kunstwelt Tansanias bedeutete. Seine Schüler beschlossen daraufhin, im Stil ihres Lehrmeisters weiter zu arbeiten. Sie schlossen sich zu einer Tingatinga-Gruppe zusammen, der sehr bald auch andere Künstler beitraten. Regelmäßig trafen sie sich zum Malen und Verkauf ihrer Arbeiten unter einem schattenspendenden Baobab-Baum mitten in Daressalam. Dieses offene “Atelier” fand große Bewunderung und sprach sich in der Stadt schnell herum. An der daraus folgenden Gründung der Tingatinga Partnership im Jahre 1977 nahmen bereits 16 Mitglieder teil.
Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Tingatinga-Malerei war 1990 die Umwandlung der noch losen Künstlergruppe in eine eigenständige Kapitalgesellschaft ähnlich einer deutschen Gesellschaft mit beschränkter Haftung GmbH. Die Tingatinga Arts kooperative Society (TACS) Ltd. vereint heute mehr als 200 Künstlerinnen und Künstler. Das 1996 errichtete Gebäudekomplex reicht inzwischen nicht mehr aus, sodass zusätzlich auch wieder im Freien vor dem Gebäude unter den Vordächern gearbeitet wird.
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die Darstellungen zeigen nur Ausschnitte der Arbeiten
Die Ausstellung wird ermöglicht und vorgestellt von Thomas Richter.
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