Als wir Mitte Januar in der Löbtauer Runde >> von unserem Vorhaben eines Saatgut-Tauschtages erzählten, bekamen wir den wertvollen Hinweis auf die Interessengemeinschaft Lebendige Vielfalt in Tharandt. Diese Gruppe stellt jährlich ein Faltblatt zusammen mit allen Terminen der Saatgutbörsen in ganz Sachsen. Schnell stand auch unser geplanter Termin Anfang März mit auf dieser Liste.
Die Idee nahm schnell Fahrt auf, denn über den Kontakt mit dem Umweltbildungshaus Johannishöhe Tharandt lernten wir Frau Müller von der Stadtbibliothek Dresden kennen, die dort ehrenamtlich die Saatgut-Bibliothek betreut. Sie reist mit ihrem Köfferchen voller Schätze reihum zu den verschiedenen Börsen und würde gern auch bei uns in Löbtau halt machen.
Am 11. März war es soweit. Auf den Tischen kennzeichneten wir Schachteln mit den Buchstaben des Alphabetes, in die die Besucherinnen und Besucher ihre mitgebrachten Sämereien legen konnten. Schon bald fiel auf, dass die Pflanzennamen scheinbar sehr ungleichmäßig verteilt sind. Das Kästchen mit Anfangsbuchstaben S quoll über, während andere Buchstabenplätze leer blieben. Unser System funktionierte insgesamt gut. Die Gäste verstanden, wo sie ihre Tütchen ablegen sollten und schauten dann nach fremden Gaben. Die zusätzlich von uns eingerichteten Zweier-Plätze für Teilnehmende, die nur Eins-zu-Eins tauschen wollen – weil sie bestimmte Pflanzen sammeln oder suchen -, wurden nicht benötigt.
26 interessierte Menschen schauten in den vier Stunden herein. Manche wollten nur mal gucken, viele brachten eigenes Saatgut und nahmen anderes wieder mit. Jemand kam zufällig vorbei, weil es im Keramikladen nebenan zu voll war. Aber alle Besucherinnen und Besucher schienen zufrieden wieder zu gehen – außer eine Frau, die einzig auf der Suche nach Samen von Pechnelken gekommen war – fanden wohl alle etwas für ihren Geschmack.
Frau Müller von der Stadtbibliothek Dresden war mit ihrem wirklich großen Angebot die Attraktion der Veranstaltung. Sie hatte nicht nur Sorten ausgefallener Gemüse- und Blumensorten mitgebracht, sondern gab auch Hinweise zu Themen wie “Lichtkeimer”, “Aussaat ab April” oder “Bienenweide”. Einem jüngeren Besucher genügte das alles aber offenbar nicht. Er überhäufte Frau Müller ebenso wie seine eigene Mutter mit Fragen, was denn dies und jenes sei …, und warum …, und wieso nicht … Vielleicht wurde bei dieser Veranstaltung ganz nebenbei eine neue Gartenleidenschaft geboren.
Der Tauschtag und dabei andere gartenbegeisterte Menschen zu treffen hat uns jedenfalls viel Spaß gemacht. Es gab auch viele engagierte Fachgespräche. Eine Besucherin hatte sogar ihre beiden wichtigsten Ratgeberbücher Garten mitgebracht, um sie anderen Interessierten zur Ansicht zu geben.
Genau so hatten wir uns das vorgestellt und erhofft. Mit überschaubarem Aufwand wollten wir mit einem Angebot hier in Löbtau einen ganz kleinen Teil dazu beitragen, dass die Sortenvielfalt in unseren Gärten erhalten bleibt. Eine Saatgut-Tauschbörse bieten wir nächstes Frühjahr jedenfalls wieder an.
Text: SuB
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